Historische Waidmühle




Auf den Spuren von thüringer Färberwaid finden Sie bei uns eine historische Waidmühle, welche im Jahr 1995 als funktionstüchtige Nachbildung entstand.

Der Anbau von Färberwaid, Lieferant des blauen Indigofarbstoffs, besitzt in Thüringen eine lange Tradition. Als des "Thüringer Landes goldenes Vlies" begründete er im Mittelalter den Reichtum der 5 Waidstädte Erfurt, Arnstadt, Gotha, Bad Tennstedt und Bad Langensalza sowie der umliegenden Regionen.

Das Färber-Waid, Gattung der Kreuzblütler, ist eine alte Kulturpflanze Europas. Aus ihren Samen wurde fettes Oel gepresst, welches wie Leinoel verwendet werden konnte. Die Blätter wurden damals im Juli und September geerntet, auf der Waidmühle zerkleinert und auf Haufen gesetzt. Nach 24 Stunden musste der Waid dann zu Klößen geformt und getrocknet werden. Die "Klöße" schichtete man auf einer Tenne 60 bis 70 cm hoch auf und versetzte sie durch Feuchthalten in Gärung. Nach einigen Wochen bildete sich dann Indigo.

Urkunden aus dem 12.Jahrhundert berichten vom Waidanbau in Thüringen. Die Stadt Erfurt wurde durch den Waidhandel so reich, dass sie daraus die Mittel zur Gründung der Universität im Jahre 1392 aufbrachte. In den umliegenden, ländlichen Gebieten bauten Kleinbauern Waid an. Waidhändler kauften das pflanzliche Rohmaterial von den Bauern auf den Märkten der Städte und verarbeiteten es zu Farbpulver, welches sie an die Färber weiterverkauften. Die Städte profitierten aus Steuerabgaben. Der in Thüringen produzierte Waidindigo wurde nach Sachsen oder in die Tuchstadt Köln exportiert. Köln hat noch jetzt seinen Waidmarkt, eine Strasse mit Namen Blaubach, den Rotgerberbach, die Färbergasse. Über die Hafenstädte Hamburg, Lübeck und Bremen gelangte er nach Holland und nach England.


Isatis tinctoria, der Färberwaid, eine entfernt mit dem Raps verwandte Strauchpflanze, war bereits in der Antike als Färbepflanze bekannt. Er enthält, allerdings in wesentlich geringerer Konzentration als bei der indischen Indigo-Pflanze, den Farbstoff Indikan, aus dem das Färbemittel Indigo hergestellt wird. Seit dem 13. Jahrhundert wurde der Waid als Spezialkultur feldmäßig angebaut, in Italien im Raum Urbino, in Südfrankreich, unter dem Namen Pastel, in der Gegend um Toulouse, in Deutschland vor allem in Thüringen.

Um 1600 wurde noch in 300 thüringischen Dörfern Waidanbau betrieben. Es war ein bedeutender, streng reglementierter Wirtschaftszweig. Die Bauern durften nur das Vorprodukt liefern, die aus zerstoßenen Waidblättern geformten schneeballgroßen Waidbälle. Erfurt, Gotha, Langensalza, Tannstaedt (Bad Tennstedt) und Arnstadt erklärten sich zu Waidstädten und beanspruchten das Handelsmonopol. Nur die reichsten Stadtbürger mit einem Jahreseinkommen von mehr als 1000 Talern im Jahr durften, mit dem Titel "Waidjunker", den Waidhandel betreiben.

Der Thüringer Waid war anderenorts gebautem Waid (Niederrheingebiet um Jülich, Gebiet um Nürnberg, Oberschlesien) dank seiner hohen Färbekraft überlegen und bei den Färbern besonders begehrt. Aber auch die zentrale Lage des Thüringer Beckens mit seiner Anbindung an wichtige Handelsstraßen in Ost-West - (Hohe Straße) und Nord-Süd -Richtung dürften für den Anbau von Waid und besonders für einen Fernhandel von Vorteil gewesen sein.